Hintergründe - Finanzkrise in Griechenland

Es war einmal eine Gruppe Industrieller, die nicht mehr wussten, wie sie ihre Autos und Fernseher absetzen sollten. Sie wussten, dass sie die Menschen zwar gut manipulieren konnten, aber es würde sogar der Werbung schwerfallen einem Schichtarbeiter einzureden, dass jeder anständige Familienvater mindestens 5 PKW’s braucht.

Also mussten neue Absatzmärkte her und zwar ganz in der Nähe. Sie schauten sich Europa an, und was sie sahen, waren zwar traumhafte Landschaften, das Mittelmeer, köstliche Lebensmittel und eine zauberhafte Einstellung zum Leben, aber nach all dem suchten sie nicht. Sie hielten Ausschau nach der Kaufkraft.

Damit sah es schlecht aus. Der Balkan besaß zwar noch eine stattliche Anzahl von Eseln, da Letztere jedoch nicht an der Wall Street oder in London handelbar waren, konnte dieses Tauschgeschäft nicht zustande kommen.

Das ganze idyllische Europa musste irgendwie mit Kaufkraft ausgestattet werden, damit in Birmingham wieder Stahl fließt und in Stuttgart die Fließbänder noch schneller laufen, also erfanden die Wirtschaftsmagnaten ein neues Europa. Ein Europa mit einer gemeinsamen Währung, dem EURO. Dies war der Startschuss zu einem Geniestreich, wo selbst der Große Luis de Funes vor Neid erblassen müsste.

Die Federführenden Industrienationen beruhigten die wirtschaftlich schwächeren Länder indem sie großspurig mit Ihrem Scheckbuch winkten. Im Fall der Fälle sei auf sie Verlass. Sie würden schon helfen, wenn es brennt. Es entstand der Begriff der Geberländer. Wobei das ein sehr raffinierter rhetorischer Trick war, denn die Geberländer waren ja diejenigen, die dringendst Absatzmärkte brauchten, die wir also durchaus als Nehmerländer bezeichnen könnten. Aber lassen wir diese Erbsenzählerei.

Was die Industriellen versprachen, war jedoch im Grunde unbedeutend, denn die Menschen der neuen EU Mitgliedsländer hatten ihren alten Mazda geistig längst gegen eine Karosse aus Ingolstadt, Stuttgart oder München ausgetauscht. Auch der gemütliche Grieche fand, dass es sich bei 40 Grad im Schatten mit einer Klimaanlage stressfreier fährt.

Die Politik war gezwungen auf den Europa-Express aufzuspringen. Über Hilfe bei Überschuldung hat sich keiner der Beteiligten Gedanken gemacht.

Nun wurden in Griechenland am Monatsende harte Euros ausbezahlt und die Drachme wurde in die Geschichtsbücher verbannt. Mit diesen Euros konnte nun kräftig gekauft werden. War das Geld aufgebraucht, mussten die Banken einspringen, denn –Sie werden es ahnen- unsere Fließbänder müssen laufen. Wirtschaftswachstum hat bei den Industrienationen schon vor Generationen den sonst so populären Beischlaf abgelöst.

In Griechenland ist der Neuwagen eine Selbstverständlichkeit, wie Weißwürste in Bayern. Es gibt noch einige wenige Ewig-Gestrige, die diesem ganzen Geld und Schuldensystem nicht trauen, die Mehrheit hingegen hat kapituliert.

Natürlich wussten die Athener Banken, dass die Kreditblase irgendwann platzen würde. Jeder Kaufrausch muss in einem Fiasko enden. Aber wen interessiert das schon: Die Industrie hat erreicht was sie wollte und konnte ihre Waren absetzen. Sogar die einzelnen Volkswirtschaften der Schwellenländer haben partizipiert nicht zuletzt auch deren Banken.

Und jetzt wälzen die Industriellen die ganzen Verbindlichkeiten auf die Menschen der Gebervölker ab: wenn Ihr nicht dafür aufkommt, sind Eure Arbeitsplätze in Gefahr.

Griechenland steckt nicht in der Krise, sondern wir! Die Griechen sind eine Agrarnation, wo die meisten Menschen von ihrem Grund und Boden überleben können. In Deutschland sieht die Realität anders aus. Wir können von den Politikern keine Wahrheit erwarten, solange wir uns selbst belügen.

P.S.: Das Großkapital fließt seit Jahren in fruchtbares Land. Die Investoren haben die Aktienmärkte längst den Rentnern, Beamten und der Mittelschicht überlassen.